Pressebericht aus der MAZ vom 01. August 2001
300 Jahre Hugenottengemeinde
Das Straßendorf Frankenhain erinnert mit vier Festtagen an seine Gründung
Frankenhain (sc). Unter dem Motto „Wir planen, arbeiten und feiern gemeinsam“ begehen die Frankenhainer vom 2. bis 5. August die Gründung ihres Ortes vor 300 Jahren. 21 Mitglieder des Festausschusses beschlossen am 10. Oktober 1997, das es eine Feier zur Gründung der Hugenottensiedlung geben sollte. „Im Jahre 1701 entstand mit fürsorglicher Unterstützung des hessischen Landgrafen Karl von Hessen durch die Ansiedlung französischer Flüchtlinge, die zwei Jahre zuvor Aufnahme in Treysa gefunden hatten, die Hugenottenkolonie Frankenhain“, so kann man über die Gründung der Siedlung im Internet unter frankenhain.de.cx. nachlesen. Über 200 000 Hugenotten, die ihrem Glauben treu bleiben wollten, mussten seit 1685 aus Frankreich fliehen. Sie kamen nach Deutschland, England und in die Niederlande. 123 Hugenottenfamilien trafen 1699 in Treysa ein und wurden von der Bevölkerung aufgenommen oder in leer stehenden Gebäuden des Dominikanerklosters untergebracht. 14 Hugenotten-Familien erhielten vom Landgrafen im Jahre 1701 Siedlungsland 2,5 Kilometer nordwestlich von Treysa und eine 15-jährige Steuerfreiheit. Der Grundstein für den Ort Frankenhain war gelegt und die Einwohner von Treysa waren froh, die gefürchtete Konkurrenz loszusein. Denn die Hugenotten waren meistens Fabrikanten und Geschäftsleute, die sehr fleißig und geschickt ihr Handwerk verstanden. In Frankenhain baute man die Wohnhäuser nur auf der westlichen Straßenseite, die Scheunen wurden gegenüber errichtet. So kam es zu dem geflügelten Wort „Die Pfannkuchen werden in Frankenhain nur auf einer Seite gebacken“. Zu Pfannkuchen schmecken Kirschen, deren Anbau in Frankenhain vorzüglich gelang und Anlass zur Kirschenkirmes gaben, die bis 1980 jährlich gefeiert wurde. Beim stehenden Festzug am Sonntag darf deshalb auch ein Kirschgarten nicht fehlen: lukullische Spezialitäten, allesamt mit Kirschen, vom Kirschkuchen bis zum Kirschwein, können hier gekos-tet werden. Lothar Ditter, dem Ortsvorsteher von Frankenhain und 1. Vorsitzenden des Festausschusses, ist es ein besonderes Anliegen, seinen Dank allen Helfern auszusprechen, ohne deren tatkräftiges Mitwirken diese 300-Jahr-Feier nicht zustande gekommen wäre: den Frankenhainer Vereinen, dem Stadtgeschichtlichen Arbeitskreis und dem Knüllgebirgsverein. Bald schon sollen weitere Hinweise auf die Hugenot-tensiedlung erstellt werden: eine Tafel, auf der die Gründungsfamilien eingraviert sind sowie eine weitere Tafel mit eingefräster Kurzgeschichte von Frankenhain. Nach dem Fest soll nun endlich auch ein Hugenottenverein gegründet werden. Obwohl heute keine Hugenotten mehr in Frankenhain leben, sollen die Traditionen erhalten und an die nächste Generation weitergegeben werden.
Festprogramm
An vier Tagen wird in Frankenhain gefeiert. Musik gehört an allen Tagen dazu. Ein stehender Festzug mit Unterstützung von Hugenotten und Waldensern aus den Schwabendörfern verwandelt mit über 30 Ständen das Straßendorf Frankenhain am Sonntag in eine historische Kulisse.
Schneider, Hutmacher und Steinmetze auf Feststraße
FRANKENHAIN ¦ Vier Tage lang wollen die Frankenhainer die Gründung ihres Dorfes vor 300 Jahren feiern. Die französischen Wurzeln des Dorfes sollen sich auch während des Festes widerspiegeln. Los geht es am Donnerstag, 2. August, um 19.30 Uhr mit einem französischen Abend im Festzelt. Französische Spezialitäten wie Wein, Weißbrot und Käse wird es geben. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung der Dorfchronik. Anschließend spielen die „Silver Boys“ zum Tanz auf. Weiter geht das Fest am Freitag, 3. August. Um 18.30 Uhr wird auf dem Friedhof ein Kranz niedergelegt. Ab 19.30 Uhr ist Festkommers mit verschiedenen Darbietungen angesagt. Anschließend spielt die Band „Musikexpress“ zum Tanz auf. Der Samstag beginnt um 14 Uhr mit der Eröffnung der Bilderausstellung im Dorfgemeinschaftshaus. Um 15.30 Uhr wird der Hugenottenplatz seiner Bestimmung übergeben. Ab 20 Uhr sorgen die „Gringos“ im Festzelt für Stimmung. Der Sonntag beginnt um 11.30 Uhr mit einem Festgottesdienst. Ab 12.30 Uhr ist der stehende Festzug zu besichtigen. Dabei verwandelt sich die Dorfstraße in ein lebendiges Museum. An über 30 Ständen kann die Historie der Hugenotten und die Frankenhains nachempfunden werden. Zu sehen ist unter anderem eine Bibel- und Gesangbuchausstellung in der Kirche. Unter dem Titel „Schule wie früher“ lässt sich nacherleben, wie es den Schüler einst erging.
Handwerkskunst
Hugenotten und Waldenser aus Schwabendorf präsentieren historisches Handwerk. Schneider, Hutmacher, Steinmetze, Zimmerleute und ein Schmied lassen die alte Handwerkskunst aufleben. Ein Imbiss à la francaise, Kaffee, Kuchen und Kirschsaft gibt es im Kirschgarten, und, wie könnte es bei französischen Vorfahren anders sein, es werden Wein, Käse und Zwiebelkuchen gereicht. Folklore-Tänze sind um 14 und 16 Uhr zu sehen, die Flötengruppe spielt um 13.30 und 15.30 Uhr, der Hufschmied beschlägt um 14.30 und 17 Uhr ein Pferd, die Schule beginnt zu jeder vollen Stunde, ebenso die Präsentation des Zimmermanns. Der Kinderchor singt um 14.30 und um 16.30 Uhr. Das Jubiläum endet um 18 Uhr mit einem Konzert des Jugendblasorchesters Schwalmstadt. (ras)
Pressebericht aus der HNA vom 04. August 2001
Ein Tag im Leben Frankenhains
Auftakt zu den Jubiläumsfeiern in Frankenhain. Beim einem kurzweiligen französischen Abend präsentierte der Chronikausschuss den 215 Seiten starken, reich bebilderten Band.
FRANKENHAIN Gelungen ist den Frankenhainern der französische Abend, mit dem sie Feierlichkeiten zum 300-jährigen Bestehen ihres Dorfes eröffneten. Erfrischend kurz die Reden von Bürgermeister, Ortsvorsteher und Stadtverordnetenvorsteher. Alle fanden sie lobende Worte für die zahllosen Helfer, die das Fest überhaupt erst ermöglichten. „Was lange währt, wird endlich gut“, kommentierte Ortsvorsteher Lothar Ditter die Vorbereitungen, die am 10. Oktober 1997 begannen. Im Mittelpunkt des Abends stand die Vorstellung der Chronik, die ein achtköpfiges Autorenteam zum Gründungsfest erarbeitet hatte. Druckfrisch lag das 215 Seiten starke Werk im Festzelt zum Verkauf aus. Im Mittelpunkt der Vorstellung stand eine szenische Darstellung eines Tages in Frankenhain im Jahre 1707. Während Frank Schüssl den Part des Erzählers übernahm, spielten die anderen fünf Autoren und vier Kinder Szenen, aus dem Leben einer Witwe sechs Jahre nach der Gründung der Siedlung auf dem Höhenzug über Treysa. Die Laiendarsteller nahmen die Zuschauer mit auf eine Zeitreise zu den Gründervätern ihres Dorfes. Sie zeigten in welcher Not die Siedler wohnten, wie bescheiden die Einrichtung der Häuser war und mit welchen Mühen die Versorgung mit Trinkwasser verbunden war. Kurz beschrieb Dorothea Gombert als Sprecherin der Autoren die Entstehung der Chronik. Sie würdigte die Arbeit von Gilbert Balkenhol, der im Frühjahr dieses Jahres starb, und schilderte die Höhen und Tiefen, durch die das Autorenteam gehen musste, bis das Werk druckreif war. Beachtlich auch, dass fünf der sechs Autoren „Neufrankenhainer“ sind. Einzig Käthe Zimmermann hat französische Vorfahren. Fehlen durfte bei der Vorstellung natürlich nicht die Leseprobe. Vor allem die kleinen Episoden trugen zur Erheiterung der Zuschauer bei. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom Kinder- und Instrumentalchor unter der Leitung von Margit Schmidt und dem Madrigalchor. Französische Folkloretänze zeigte die Frauentanzgruppe, bevor die „Silverboys“ mit zünftigen Rhythmen zum Tanz aufspielten. (ras)
Geschafft: Druckfrisch präsentieren die sieben Autoren ihr Werk, die Chronik Frankenhains. Das Werk geschrieben haben (von links): Carmen Glienke, Frank Schüssl, Christel Matz-Naujoks, Falko Gombert, Ute Hagenauer, Käthe Zimmermann und Dorothea Gombert. (Fotos: Schmitt)
Vom Chronikausschuss in Szene gesetzt : Ein Tag in Frankenhain
des Jahres 1707.
Presseartikel aus der HNA vom 06. August 2001
Hugenottenkreuz erinnert an die Gründerväter
FRANKENHAIN Überrascht war Ortsvorsteher Lothar Ditter von den zahlreichen Besuchern, die sich am Samstagnachmittag zur Übergabe des Hugenottenplatzes in Frankenhain eingefunden hatten. Den Mittelpunkt des Platzes bildet das mit Blumen angelegte Hugenottenkreuz. Ein Stein zur Erinnerung an das 300-jährige Bestehen des Dorfes sowie eine vom Knüllgebirgsverein (KGV) gestiftete Tafel, auf der die Geschichte des Hugenottendörfchens beschrieben wird. Doch nicht nur die Tafel der KGV dem Dörfchen, der Verein beschilderte auch den Hugenottenweg, ein Panoramaweg um Frankenhain, wie der Vorsitzende Adolf Schäfer sagte. Mit der Tafel und dem Weg wolle der Verein seine Verbundenheit mit Frankenhain dokumentieren. Bürgermeister Wilhelm Kröll sprach von einer angenehmen Aufgabe, den Platz seiner Bestimmung zu übergeben. Er hob das Engagement der Frankenhainer hervor, die Spuren ihrer Geschichte sichtbar zu machen. Ihrem Einsatz sei es auch zu verdanken, dass die Friedhofskapelle erweitert wurde. Auch bei der Pflege des Platzes sei er sicher, dass die Frankenhainer den gleichen Eifer wie bislang zeigten. (ras)
Der Hugenottenplatz mit dem Hugenottenkreuz wurden am Samstag bei einer kleinen Feierstunde in Frankenhain eingeweiht. Platz und Kreuz sollen an die Gründerväter des 328-Seelen-Dorfes erinnern.
Pressebericht aus der HNA vom 07. August 2001
STEHENDER FESTZUG
Aus der Gründerzeit der Flüchtlinge
Vier Tage lang feierte das Hugenottendörfchen Frankenhain seinen 300. Geburtstag. Höhepunkt der Feier war am Sonntag der stehende Festzug. Trotz Regens pilgertenzahllose Zuschauer durch das Dorf.
Diese Bilder sprechen für sich! Diese Bilder sprechen für sich! Trachten der Hugenotten und Waldenser waren beim Festzug zum 300-jährigen Bestehen Frankenhains zu sehen.
FRANKENHAIN „Ich glaube, es gibt in ganz Frankenhain kein einziges Ei mehr, und jetzt kommen die Besucher zum Kaffeetrinken und Waffelessen“, sagte Christa Schmidt vom Festausschuss zum 300-jährigen Bestehen des Hugenottendörfchens Frankenhain. Was Sie beunruhigte: Der Ansturm der Besucher zum stehenden Festzug am Sonntag überraschte das Festkomitee. Die Folge: Noch vor der eigentlichen Kaffeezeit war der vorbereitete Teig für die Waffeln aufgebraucht. Reißenden Absatz fanden auch Champignons, Zwiebelkuchen, Champagner und edle Weine aus Frankreich. Ein gelungener Festzug, der die Geschichte des Hugenottendörfchens in Ausschnitten wiederspiegelte. Da gingen Frauen und Männer in den Trachten der Gründerväter über die Strasse, in den Höfen und Garagen schnurrten Spinnräder, flitzten Schiffchen der Webstühle von einer Seite zur anderen des Stoffes und eine Hutmacherin stellte Filz her, um daraus Hüte zu formen. Dabei handelt es sich um Berufe, die einst die Gründerväter Frankenhains aus Frankreich mitbrachten, als sie vo r 300 Jahren in der Schwalm ankamen. Während die Erwachsenen den Handwerkern über die Schulter schauten oder sich beim Imbiss stärkten, zog es die Kinder eher in den Streichelzoo. Ausgiebig konnten die Mädchen und Jungen mit Hasen, Gänsen, Ziegen, Schweinen und anderen Haustieren spielen, die sie im Alltag nicht so hautnahe erleben können. Spiele, Kinderschminken und „Schule wie früher“ rundeten das Programm ab. An der Kirche, dem Wahrzeichen Frankenhains, sangen der Kinderchor und spielte die Flötengruppe und in der Kirche war eine Bibel- und Gesangbuchausstellung zu sehen. Folkloretänze gab es am Nussbaum und die erste Station vieler Besucher war das Hugenottenkreuz am Dorfeingang. Fröhliche Gesichter waren allenthalben auf der Festtagsstrasse zu sehen. Auch Regenschauer konnten die gute Laune von Besuchern und Organisatoren nicht schmälern. Denn in den Höfen, Scheunen und Ställen, überall in Frankenhain gab es etwas zu entdecken, zu erkunden und zu sehen. Und so mancher Besucher stieß dabei auf Überraschendes. (ras)